In Teil 1 haben wir komplexe Zahlen als Pfeile in der Ebene kennengelernt. Mit Hilfe geometrischer Konstruktionen konnten wir mit diesen Pfeilen addieren, subtrahieren, multiplizieren und dividieren. Zum praktischen Rechnen benötigen wir jetzt eine algebraische Darstellung mit entsprechenden Rechenregeln. Leider gibt es mehrere solche Darstellungen …
kartesische Darstellungen
Wie können wir einen Pfeil in der Ebene algebraisch beschreiben? Eine Möglichkeit zeigt Abb. 1, wo wir den Pfeil in seine Bestandteile entlang der reellen und imaginären Achse zerlegen.

Den Anteil entlang der reellen Achse nennt man den Realteil von
, geschrieben
,
den Anteil entlang der imaginären Achse nennt man den Imaginärteil von
, geschrieben
.
Sowohl Real- als auch Imaginärteil sind gewöhnliche reelle Zahlen!
Diese Anteile müssen wir jetzt symbolisch wieder zur komplexen Zahl zusammenfügen. Die erste Möglichkeit ist einfach als
- geordnetes Zahlenpaar:
.
Eine weitere Möglichkeit ist in Abb. 2 gezeigt. Der Pfeil wird dabei als Summe des Pfeils
entlang der reellen Achse und des Pfeils
entlang der imaginären Achse aufgefasst.

Weil die Multiplikation mit 1 nicht angeschrieben werden muss, kann man dann schreiben als
- algebraische Darstellung:
.
Wenn man sich mit Matrizenrechnung auskennt, könnte man auch schreiben als
- Matrixdarstellung:
.
Polardarstellungen
Eine andere Möglichkeit, komplexe Zahlen algebraisch zu beschreiben zeigt Abb. 3. Dazu benötigen wir die Länge des Pfeils – seinen Betrag
– und seine Richtung
– das Argument von
– relativ zur positiven reellen Achse.

Der Einfachheit halber schränkt man die Richtung oft auf die Bereiche
oder
ein. Wir werden in den Anwendungen sehen, dass dieser Winkel jedoch auch weit außerhalb dieser Bereiche liegen kann.
Die erste Möglichkeit als Polardarstellung ist die
- Versordarstellung:
.
In Teil 2 haben wir gesehen, dass ein Pfeil der Länge 1 in Richtung auch als
geschrieben werden kann. Daher gibt es für komplexe Zahlen auch die
- Exponentialdarstellung:
.
Ebenfalls in Teil 2 haben wir die Eulersche Formel kennengelernt, die die Exponentialfunktion mit den trigonometrischen Funktionen
und
verknüpft. Daher gibt es auch noch die
- trigonometrische Darstellung:
.
Umrechnung zwischen kartesischen und Polardarstellungen

Kennt man Länge und Winkel einer komplexen Zahl, folgt aus der Trigonometrie (s. Abb. 4) des rechtwinkeligen Dreiecks
und
.
Kennt man umgekehrt Real- und Imaginärteil, sieht man leicht, dass
(Satz des Pythagoras) und
ist.
Zusammenfassung
Für komplexe Zahlen gibt es also zumindest die folgenden Darstellungen
.
Wie wir noch sehen werden ist die algebraische Darstellung für alle Grundrechenarten geeignet (s. Teil 5). Multiplikation/Division komplexer Zahlen lassen sich am einfachsten in Versor- oder Exponentialform durchführen, die für Addition/Subtraktion jedoch völlig unbrauchbar sind.
Ob man eher die Versor- oder Exponentialdarstellung bevorzugt, ist Geschmacksache. In der Wechselstromtechnik verwendet man meistens die Versorform.
Weiter in Teil 4.