Im letzten Teil haben wir gesehen, wie rotierende Zeiger mit der Sinus-Funktion zusammenhängen. Wir konnten die Kreisfrequenz , die Amplitude
, die Phase
oder den Mittelwert
vorgeben.
Oder wir geben alle vier Parameter gleichzeitig vor, was uns zur allgemeinen Sinus-Funktion
führt. Ein Beispiel dafür zeigt Abb. 1.

Bestimmung der Parameter
Beispiel 1
Wie kann man diese vier Parameter aus einer gegebenen Sinus-Kurve bestimmen? Nehmen wir als Beispiel den sinusförmigen Spannungsverlauf aus Abb. 2.

Zunächst bestimmt man das Maximum und das Minimum (die »Peak«-Werte). In unserem Fall sind das bzw.
. Der Mittelwert (bzw. bei Wechselspannungen auch Gleichanteil)
ist das arithmetische Mittel dieser beiden Werte, also
.
Die Amplitude ist der Abstand von Maximum zu Mittelwert, in unserem Fall also
.
Kreisfrequenz und Phase
lassen sich auf einer Zeit-Achse nicht direkt ablesen! Auf einer Zeitachse kann man nur die Periodendauer
und die zeitliche Verschiebung
ablesen. Dazu zeichnen wir eine zweite Zeitachse in der Höhe des Mittelwerts
ein (rot in Abb. 2).

Die Periodendauer ergibt sich zB aus der Differenz zweier aufeinander folgender Zeitpunkte, bei denen die Funktion den Mittelwert jeweils von unten kommend schneidet; oder jeweils von oben kommend; oder von einem Maximum/Minimum zum nächsten. Was auch immer sich am leichtesten ablesen lässt.
In unserem Beispiel schneidet die Funktion den Mittelwert von unten kommend bei und dann wieder bei
. Wir hätten auch
und
nehmen können.
In jedem Fall ist die Periodendauer hier
.
Daher ist die Frequenz
und die Kreisfrequenz
.

Ohne zeitliche Verschiebung würde die Funktion bei
den Mittelwert von unten kommend schneiden. Wenn die Phase
ist, passiert das zu anderen Zeiten.
Der Einfachheit halber nehmen wir den nächsten Zeitpunkt von weg. In unserem Beispiel haben wir
und damit
.
Wir hätten genauso gut oder
nehmen können. Diese Werte unterscheiden sich um ein ganzzahliges Vielfaches der Periodendauer vom ersten Wert. Entsprechend unterscheiden sich die Phasen
bzw.
um ein ganzzahliges Vielfaches des vollen Winkels
voneinander. Aufgrund der Periodizität des Sinus sind alle diese Werte gleichwertig. Üblicherweise nimmt man den Wert, der am nächsten bei 0 liegt.
In Summe ergibt sich für Abb. 2 die allgemeine Sinus-Funktion
Beispiel 2
Zum September-Nebentermin 2017 der österreichischen Zentralmatura im Cluster 3 der BHS kam das folgende Beispiel (s. Abb. 5).

Maximum und Minimum sind bzw.
, der Mittelwert daher
und die Amplitude ebenfalls
.
Von einem Minimum zum nächsten dauert es offensichtlich . Den Mittelwert
schneidet die Funktion von unten kommend bei etwa
. Damit ist
und
.
Insgesamt ist dann